Mathematisches Argumentieren in der Schule: Warum es so wichtig ist – und wie es gelingt

„Warum ist das so?“ – Diese Frage ist der Kern mathematischen Denkens. Mathematisches Argumentieren ist nicht nur eine Kompetenz für zukünftige Mathematikerinnen und Mathematiker, sondern eine Schlüsselqualifikation für alle Kinder und Jugendlichen. Es fördert logisches Denken, präzises Kommunizieren und das Verständnis für Zusammenhänge. Doch wie gelingt es, diese Fähigkeit im Unterricht zu fördern?

Warum ist mathematisches Argumentieren so wichtig?
  • Verstehen statt Auswendiglernen: Kinder, die argumentieren, verstehen mathematische Konzepte tiefer und können sie flexibel anwenden.
  • Förderung von Problemlösekompetenzen: Argumentieren bedeutet, Begründungen zu finden, Hypothesen zu prüfen und Lösungen zu hinterfragen.
  • Sprachliche Entwicklung: Mathematisches Argumentieren stärkt die Fähigkeit, Gedanken klar und strukturiert auszudrücken – mündlich wie schriftlich.

Die Herausforderung für Lehrpersonen
Argumentieren ist anspruchsvoll – für Kinder, Jugendliche und Lehrpersonen. Warum?
  • Zeitdruck: Argumentieren braucht Raum für Diskussionen.
  • Heterogene Klassen: Unterschiedliche sprachliche und mathematische Voraussetzungen erschweren den Austausch.
  • Aufgabenqualität: Nicht jede Lehrmittelaufgabe eignet sich für Argumentation.

Tipps & Tricks für den Unterricht
Hier einige praxisnahe Ideen aus der Unterrichtspraxis:
1. Offene Fragen stellen
Statt „Rechne 24 + 36“ lieber:

„Wie kannst du zeigen, dass 24 + 36 = 60?“
So wird aus einer Rechenaufgabe eine Argumentationsaufgabe.

2. Mehrere Lösungswege zulassen

Fragen Sie:
„Gibt es noch eine andere Möglichkeit?“
Das fördert Kreativität und Vergleich von Argumenten.

3. Satzanfänge anbieten
Gerade jüngere Kinder brauchen sprachliche Unterstützung:
  • „Ich denke, weil …“
  • „Das stimmt, weil …“
  • „Ich bin nicht sicher, weil …“

4. Bestehende Aufgaben anpassen

Viele Lehrmittelaufgaben lassen sich mit kleinen Änderungen argumentationsfreundlich machen:
  • Statt „Berechne den Umfang“ → „Erkläre, warum dein Ergebnis stimmt.“
  • Statt „Finde den größten Bruch“ → „Begründe, warum dieser Bruch der größte ist.“

5. Fehler als Lernchance nutzen

Diskutieren Sie falsche Lösungen:
„Warum könnte jemand das so gerechnet haben?“
Das schärft das Verständnis und zeigt, dass Irrtümer wertvoll sind.

Fazit
Mathematisches Argumentieren ist kein „Extra“, sondern ein Kernziel des Mathematikunterrichts. Es erfordert Mut, Zeit und gute Aufgaben – aber die Investition lohnt sich. Kinder lernen nicht nur Mathematik, sondern auch, wie man denkt, begründet und überzeugt.

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